Universität Bonn

Sound Design in digitalen Umwelten

Flanger

Die Experimente mit dem Tonband und der Bandmaschine von Mary Ford und Les Paul sind legendär. So ist es kaum verwunderlich, dass der Flanger-Effekt auf das Duo zurückgeführt wird. In dem kleinen Instrumental-Song "Mammy’s Boogie" (Capitol Records 1952) ist der Effekt dezent eingesetzt, aber gut zu hören. Mithilfe von zwei Bandmaschinen, die zwei identische Aufnahmen abspielen, welche am anderen Ende am Mixer wieder zusammengeführt werden, lässt sich der Effekt erzeugen. Hierfür muss die Umlaufgeschwindigkeit der einen Bandmaschine manuell, also mit den Fingern oder Hand, variiert, das heißt abgebremst oder beschleunigt, werden. Dies geschieht am sogenannten Flansch, engl. flanger, wodurch der Effekt wahrscheinlich auch seinen Namen bekommen hat. Dadurch entstehen gegenüber der „normal“ laufenden Bandmaschine Laufzeit- und Tonhöhendifferenzen, wodurch der Sound des Flanger-Effektes entsteht. Beim zeitlichen Überkreuzen der beiden Signale, beim Ein- und Überholen entsteht ein Kammfiltereffekt, der einen wesentlichen Einfluss auf den Effektsound hat. Bei einem Kammfilter wird aus einem Signal eine Vielzahl an Frequenzen, meist im gleichen Abstand zueinander, ausgelöscht oder angehoben. Der Flanger-Effekt ist in den 1950er-Jahren gelegentlich in einigen Produktionen zu hören, bspw. in "The Big Hurt" (Signet 1959) von Toni Fisher, wird dann mit Songs wie "Itchycoo Park" (Immediate 1967) von The Small Faces oder "Tomorrow Never Knows" (Palrophone 1966) von The Beatles in den 1960er-Jahren populär.

In den 1970er-Jahren ließ sich mithilfe von Eimerkettenspeichern, d. h. Bauteile zur zeitlichen Verzögerung von Signalen, der Flanger erstmals auch in Form eines Effektpedals umsetzen (so wie auch andere Effekte wie Delay und Chorus). 1976 bringt die Firma Electro-Harmonix das bis heute legendäre Effektpedal "Electric Mistress Flanger/Filter Matrix" auf den Markt. Der Effekt wurde hier wie folgt realisiert: Wie bei der Umsetzung mit Bandmaschinen wird das Signal an erster Stelle gedoppelt. Eine Kopie des Signals bleibt unverändert, wohingegen die zweite Kopie mithilfe eines Eimerkettenspeichers zeitlich verzögert (ca. 1-20ms) und die Verzögerungszeit durch einen LFO moduliert wird. Bis hierhin ähnelt – wenn nicht sogar gleicht der Effekt einem Chorus. Entscheidend ist, dass das Ausgangssignal der Verzögerungsstufe wieder an den Eingang zurückgeführt wird, wodurch sich eine Feedbackschleife ergibt. Der Parameter Feedback, den die meisten Flanger, nicht aber das "Electric Mistress", besitzen, bestimmt den Anteil des Signals, welcher wieder zurückgeführt werden soll. Zudem verfügen einige Flanger über die Möglichkeit, die Phase des zurückgeführten Signals zu drehen, wodurch sich noch komplexere Sounds ergeben. Beide Signale, unbearbeitet und bearbeitet, werden dann wieder zusammengemischt, wodurch der Sound eines modulierenden Kammfilters resultiert.

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© Max Alt
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Flanger - Piano

Playlist

  • “Nobody’s Fault but Mine” – Led Zeppelin (Swan Song Records 1976)
  • “Permafrost” – Magazine (Virgin Records 1979)
  • “A Forest” – The Cure (Fiction Records 1980)
  • “And The Cradle Will Rock” – Van Halen (Warner Bros. Records 1980)
  • “The Spirit Of Radio” – Rush (Mercury Records 1980)
  • “Unchained” – Van Halen (Warner Bros. Records 1981)
  • “E5150” – Black Sabbath (Warner Bros. Records 1981)
  • “Within Your Reach” – The Replacements (Twin/Tone Records 1983)
  • “High Landrons” – Eric Johnson (Capitol Records 1990)
  • “Are You Gonna Go My Way” – Lenny Kravitz (Virgin Records 1993)
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