Universität Bonn

Sound Design in digitalen Umwelten

Hall

Hall ist nicht nur ein Mittel zur Gestaltung von Klang und Musik, sondern auch selbst Objekt der Gestaltung. Anders formuliert: Hall ist gestaltbar und gestaltend. Produzierte Musik und produzierter Hall sind technik- und sozialgeschichtlich eng miteinander verwoben. Ob als Plattenhall, Federhall, in digitalen Hallgeräten oder durch die bauliche Struktur von Aufnahmestudios bedingt, kommt Hall in jeder Musik- und Klangproduktion direkt oder durch den im Abhörraum- und Hörraum entstehenden Hall indirekt zum Einsatz.
 
Der Hallvorgang lässt sich wie folgt beschreiben (s. Abbildung): Der von einer Klangquelle produzierte Klang erreicht in Form von Direktschall die Hörposition (real oder simuliert). Der zeitliche Abstand zwischen Klangereignis und Eintreffen des Direktschalls wird mit dem Begriff Pre-Delay beschrieben und in PlugIns und Effektgeräten auch modifizierbar. In sehr kurzem Abstand zum Direktschall erreichen Early Reflections die Hörposition. Gleich einem sehr kurzen Echo-Effekt sind die frühen Reflexionen Kopien des initiierenden Klangs. Letztlich verschmieren die frühen Reflexionen und weitere Raumantworten zu einem sogenannten Reverb Tail oder auch Hallfahne genannt. Die Hallfahne ist in der Regel jenes hörbare Ereignis, welches wir als Hall beschreiben.
 
Effektgeräte und PlugIns machen Gebrauch von den eben genannten Parametern, um so Hall einzustell- und zu manipulierbar zu machen. Die Einsatzgebiete und Arten der Verwendung von Hall sind im Laufe der Geschichte produzierter Musik extrem ausdifferenziert worden. Neben der Aufnahme und Simulation von real existierenden Räumen, die mit sogenannten Convolution Reverbs zum Einsatz kommen, mechanischen Hallproduktionsverfahren wie der Hallplatte und dem Federhall, über digitale Halleffekte wie dem "EMT 250", die eine Annäherung an Hall- und Raumklang darstellen, können PlugIns wie der Valhalla "Supermassive" ganz bewusst künstliche und überirdische Hallräume entstehen lassen.

Playlist

  • “Drift” – Brian Eno (Editions EG 1983)
  • “Main Titles” – Vangelis (Warner Music UK Ltd 1994)
  • “Svefn–g–englar” – Sigur Rós (Fat Cat/Smekkleysa 1999)
  • “Dream” – Ryuichi Sakamoto (Warner Music Japan 2000)
  • “Don’t Let Me Go” – Cigarettes After Sex (PTKF 2019)
  • “la luna enamorada” – Kali Uchis (Interscope 2020)
  • “TODAY” – Q (Boy Meets Euphoria/Columbia 2022)
  • “Enough” – Fred again…, Brian Eno (Text 2023)
  • “Sorbet” – Kelela (Warp 2023)
Wird geladen